Wandel in Bibliotheken – weil wir es wollen!

Im November startete der Blog zu Chancen 2016 mit der Frage:
Wandel in Bibliotheken – Warum?
Andreas Mittrowann zielt in seinem Beitrag auch darauf ab, wie Mitarbeiter*innen mitgenommen werden können – doch diese sehen größtenteils den Wandel als ebenso notwendig an wie dieser von Bibliotheksexperten konstatiert wird.

In einer Mitgliederbefragung im Sommer letzten Jahres – durchgeführt vom BIB in Zusammenarbeit mit der TH Köln wurden zum Thema „Wandel durch Veränderung“  folgende Aspekte identifiziert:

  1. Drei von vier Befragten (n=1.188) nehmen Veränderungen ihres Arbeitsgebietes stark wahr, fühlen sich entsprechend stark auch persönlich betroffen und erleben die derzeitige Situation als sehr große Herausforderung.
  2. Mit insgesamt 76 Prozent sehr hoher oder eher hoher Einschätzung ist die Herausfor­derung fachlich „up-to-date“ zu bleiben mit Abstand am stärksten priorisiert. An zweiter Stelle folgt das Zeitmanagement, das immerhin noch von 60 Prozent als sehr hoch oder eher hoch eingestuft wird. Gleichzeitig werden das soziale Umfeld und die Motivation als am wenigsten gravierend betrachtet.

Verschiedene Bibliothekstypen – verschiedene Herausforderungen

Folgende Signifikanzen zwischen den Mitarbeitern der verschiedenen Bibliothekstypen konnten zudem festgestellt werden:

  • Die Mitarbeitenden in öffentlichen Bibliotheken (ÖB) sehen das Zeitmanagement als signifikant größere Herausforderung an als die Mitarbeitenden in wissenschaftlichen Bibliotheken (WB) oder Spezialbibliotheken (SB).
  • Darüber hinaus schätzen Mitarbeitende aus ÖB die „Work-Life-Balance“ ebenso signifikant höher ein als die Mitarbeiter der SB.
  • Hinsichtlich der Zukunftseinschätzung sind die Mitarbeitenden der SB signifikant pessimistischer als die der ÖB.

Insgesamt vielleicht wenig überraschend unterscheidet sich die Gruppe der „jungen“ Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr signifikant insbesondere  von der „älteren“ Gruppe. Das gilt für die Aspekte „fachlich up-to-date bleiben“, was für die Jüngeren in geringem Maße eine Herausforderung zu sein scheint, als für die Gruppe der Mittelalten und Älteren. Gleichzeitig wird auch das persönliche Aufgabengebiet als viel geringere Herausforderung gesehen.

Bibliotheken bleiben wichtig – Bibliotheken sind kompetent

Begeisterung und Überzeugung für den Beruf wird im weiteren Verlauf der Befragung deutlich, in dem zum Beispiel über 80 Prozent der Befragten der Aussage zustimmten, dass Bibliotheken weiter wichtig bleiben und knapp 50 Prozent, dass Kundenwünsche auch mit knappen Ressourcen selbstverständlich erfüllt werden. Weiter glauben die Befragten, insbesondere aus öffentlichen Bibliotheken, dass jedoch für die Bewältigung dieser Anforderungen vermehrt der Einbezug von Kenntnissen aus anderen Fachbereichen wie zum Beispiel der Informatik oder Pädagogik erforderlich ist.

Strategische Planung ausbaufähig!

Sehr klar fällt die Bewertung des Umfangs der vorhandenen strategischen Planung aus: Nahezu zwei Drittel sehen zu wenig strategische Planung in Bibliotheken, nur für ca. 15 Prozent werden ausreichende Konzepte abgegeben. Hier schließt sich nun der Kreis – sowohl zu der Chancenkonferenz 2016 selbst wie auch zu der Ausgangsfrage, die Andreas Mittrowann im November stellte: Viele Mitarbeiter*innen in (Öffentlichen) Bibliotheken sehen sich zurecht als engagierte Dienstleister*innen, die trotz Arbeitsverdichtung und zunehmenden Herausforderungen wandlungsfähig sind bzw. sein wollen. Allein, es fehlt das Ziel. Chancen 2016 will sich dieser Zielfindung widmen – nicht nur durch den Kompass im Veranstaltungstitel als Symbol, sondern durch herausragende Expert*innen aus der (internationalen) Bibliothekspraxis, die mit Ihnen und uns gemeinsam an Antworten arbeiten werden.


Beitrag von Dr. Tom Becker, Professor für Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken, TH Köln.